Bretton-Woods II - Globalisierung zähmen
kann die Weltwirtschaft stabilisieren und schützen
Bretton-Woods II nimmt konkrete Gestalt an.
Eine globale new economy ist im Entstehen.
Zerfällt der US- Dollar als globale Leitwährung?
Weltbank prophezeit Ende der Dollar-Herrschaft
Spiegel Online - 18.05.2011
„Ein riesiger Schuldenberg und eine dümpelnde Wirtschaft:
Die Vereinigten Staaten stecken tief in der Krise. Ausgerechnet die US-geführte Weltbank sagt jetzt das Ende des Dollars als Leitwährung voraus. Die Zukunft könnte dem chinesischen Yuan gehören - oder dem Euro…
Bei den Exporten und beim Wachstum hat China die USA längst überholt. Und seit Monaten arbeitet die Regierung in Peking an einer Strategie, die Bedeutung des Yuan weltweit auszuweiten und den Dollar als Leitwährung abzulösen. Dass dies keine Utopie ist, hat nun die Weltbank offiziell festgestellt. Laut einem Bericht, aus dem die "Financial Times" zitiert, rechnen die Ökonomen damit, dass der Dollar bis 2025 seine führende Stellung in der Weltwirtschaft verlieren wird. Doch dass sich dann automatisch der Yuan als Leitwährung etabliert, damit rechnet die Weltbank nicht. Sie prophezeit ein System, in dem mehrere Währungen miteinander konkurrieren - und in dem der Euro sogar den Ton angeben könnte. Voraussetzung sei aber, dass die Gemeinschaftswährung die aktuelle Schuldenkrise gut überstehe. Experten rechnen schon länger mit dem Bedeutungsverlust des Dollars, doch es dürfte die USA schmerzen, dass nun auch die Weltbank offiziell die US-Währung ein Stück weit abschreibt. Denn die Institution wird von dem US-Amerikaner Robert Zoellick geführt.
Dessen Ökonomen begründen ihre Prognose mit der steigenden Macht der Schwellenländer. Die Experten rechnen damit, dass Brasilien, China, Indien, Indonesien, Russland und Südkorea bis 2025 mehr als die Hälfte des globalen Wachstums auf sich vereinen.
Schwellenländer Entwicklungsländer - Globalisierung zähmen
"Die Balance des weltweiten Wachstums und der Vermögensanlagen wird sich zugunsten der aufstrebenden Länder verschieben", schrieb der Autor der Weltbank-Studie, Mansoor Dailami… Die wirtschaftliche Machtverschiebung werde sich durch die Verlagerung von Geldströmen, länderübergreifende Firmenfusionen und Übernahmen bemerkbar machen, sagen die Weltbank-Experten. Damit werde dann auch die Veränderung im Währungssystem einhergehen.
China Globalisierung - Globalisierung zähmen
Eine Leitwährung bringt auch politische Macht mit sich. Bisher ist der Dollar als Leitwährung unumstritten. Die USA sind die Wirtschaftsmacht Nummer eins auf dem Weltmarkt. Doch Experten prognostizieren, dass die Volksrepublik den Vereinigten Staaten bis 2016 den Rang als größte Wirtschaftsmacht abläuft. Schon jetzt sind die hochverschuldeten USA von China finanziell enorm abhängig. Washington hat in Peking Schulden in Höhe von 1,16 Billionen Dollar.
"Die gegenwärtige Dominanz des Dollars könnte um das Jahr 2025 herum zu Ende gehen und durch ein Währungssystem ersetzt werden, in dem der Dollar, der Euro und der Yuan als ebenbürtige Währungen gelten", schreiben die Weltbank-Experten in ihrem Szenario. Dass sie dem Euro im Wettstreit um die Leitwährung sogar bessere Chancen als dem Yuan einräumen, dürfte an der restriktiven Währungspolitik der Regierung in Peking liegen. Sie will das Wachstum im eigenen Land fördern, indem sie über die Währung auch die Wirtschaft kontrolliert. So feuert die Volksrepublik ihre Exporte an, indem sie den Yuan niedrig hält…“
Zurück zu den Wurzeln
Financial Times Deutschland
16.01.2012
Von Mahathir Mohamad
„ Für den Großteil der letzten zwei Jahrhunderte war der Kapitalismus für Europa eine klare Sache. Die Produkte der Europäer füllten die Regale der Weltmärkte. Sie dominierten den Welthandel. Und die Menschen in Europa genossen den höchsten Lebensstandard. Diese Geschichte europäischen Wachstums und Wohlstands hätte ewig so weitergehen können.
Doch nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Industrialisierung nach Japan, und die Japaner begannen, günstigere, aber hochqualitative Waren herzustellen. Daraufhin traten auch Taiwan, Südkorea und China auf den Plan...
Nicht mehr in der Lage, hier zu konkurrieren, wichen die Europäer und insbesondere die Amerikaner auf die Finanzmärkte aus. Sie erfanden neue Finanzprodukte: die Leerverkäufe von Aktien und Devisen; Subprime-Kredite, die trotz geringer Bonität gewährt werden; die Verbriefung von Krediten oder gehebelte Investitionen über Hedge-Fonds. Alles schien weiter zu wachsen und zu gedeihen. Aber aus dem Finanzmarkt heraus entstehen
- keine realwirtschaftlichen Betriebe, er
- schuf kaum Arbeitsplätze und
- förderte keinen Handel. Die Akteure dort wurden
- gierig und missbrauchten das System, indem sie den Markt für höhere Profite manipulierten...
In Hongkong sprach ich 1997 auf der Konferenz des Internationalen Währungsfonds (IWF) und machte den Devisenhandel für die Finanzkrise in Ostasien verantwortlich...
Ich wurde für meine Kritik am Devisenhandel verdammt…
Der einzige Weg, auf dem sich die europäischen Volkswirtschaften erholen können, ist, zuzugeben, jetzt… nicht mehr über ihre Verhältnisse zu leben…
- Sie müssen… um die Realwirtschaft kümmern:
- Güter produzieren und Dienstleistungen anbieten; Löhne,
- Boni und andere Vergünstigungen senken, um wettbewerbsfähig zu werden. Zusätzlich sollte der
- Finanzmarkt durch die Regierungen überwacht und kontrolliert werden. Viele Finanzprodukte sollten streng reguliert, wenn nicht verboten werden.
- Wir brauchen ein neues Bretton Woods,
- in dem die armen Länder gut repräsentiert sind.
- Ein System fester Wechselkurse, basierend auf Gold oder wirtschaftlicher Leistung. Einen Handel mit Devisen sollte es nicht mehr geben. Es sollte eine Gold hinterlegte Leitwährung erwogen werden. Die Schwankung des Goldpreises wäre minimal, der Handel mit weniger Unsicherheit konfrontiert.
- Banken sollten besser reguliert, übertriebene Hebeleffekte verhindert, Darlehen beschränkt und Subprime-Kredite gestoppt werden. Das Finanzsystem sollte vereinheitlicht werden und die Realwirtschaft stützen.
Das alles wird dauern, aber es bewirkt, dass diese Krise hoffentlich nicht wiederkehrt. Es gibt kein Zurück zum Status quo ante. Die Europäer müssen akzeptieren, dass die Ära des Eurozentrismus praktisch vorbei ist. Sie müssen im Osten nach Lösungen suchen.“
China und Japan verknüpfen Yuan und Yen
China Internet Information Center
27.12.2011
„ Um den Handel zu erleichtern, sollen der chinesische Yuan und der japanische Yen gegeneinander gehandelt werden dürfen. China möchte mit Japan zusammenarbeiten, um die
- direkte Verwendung ihrer jeweiligen Landeswährungen für den bilateralen Handel zu ermöglichen, sagte der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao zum japanischen Premierminister Yoshihiko Noda… Die beiden Regierungsvertreter kamen überein, die Zusammenarbeit auf den Finanzmärkten ihrer Länder zu verbessern und
- mehr bilaterale Finanztransaktionen zu ermöglichen, schrieb die Chinesische Zentralbank (PBOC) auf ihrer Website. "Da die Auswirkungen der derzeitigen Finanzkrise weiterhin anhalten und die Komplexität und Stärke der derzeitigen globalen Probleme schlimmer sind als erwartet, müssen China und Japan zusammenarbeiten und die strategischen Verbindungen vertiefen", so Wen Jiabao zu Noda in Beijing. Zudem hoffe China, die Schaffung der
- Freihandelszone zwischen China, Japan und Südkorea beschleunigen zu können und die ostasiatische Geld- und Finanzzusammenarbeit zu verbessern. Das Handelsvolumen zwischen China und Japan stieg 230 Milliarden Euro an. Japan wurde zu
- Chinas zweitgrößtem Handelspartner und China zum
- wichtigsten Handelspartner Japans. Die finanzielle Zusammenarbeit zwischen China und Japan würde dabei helfen, die
- Risiken durch Devisenfluktuationen zu reduzieren, so die PBOC in ihrer Onlinemitteilung. Die chinesische Zentralbank sagte auch, dass
- Japan derzeit chinesische Regierungsanleihen kaufen wolle, nannte aber keine Details. Zudem ermutigte die PBOC Japan, RMB
- Direktinvestitionen in China zu tätigen. Der Mitteilung zufolge unterstützt die PBOC die Entwicklung des
- Direkthandelsmarktes für chinesische Yuan und japanische Yen… Die PBOC sagte im Oktober, dass ausländische institutionelle und private Investoren unter neuen chinesischen Gesetzten und Regulationen eine Genehmigung beantragen können, um
- Direktinvestitionen in China in Yuan zu tätigen. Im April kaufte China japanische Staatsanleihen im Wert von 12,7 Milliarden Euro, dem höchsten Wert seit sechs Jahren. Jetzt möchte Japan chinesische Staatsanleihen im Wert von 7,6 Milliarden Euro kaufen.“
„ Ein wenig Weltordnung von morgen “
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.12.2011, Nr. 304, S. 10
Von Christian Geinitz
„ China hat Japan vom zweiten Platz verdrängt und wird bald auch Amerika hinter sich lassen…
- Politisch und militärisch steht Japan an der Seite Amerikas,
- wirtschaftlich aber wird es, wie ganz Asien, immer abhängiger von China. Die Volksrepublik ist heute der
- wichtigste Handelspartner, der Austausch von Waren und Dienstleistungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdreifacht,
- Japans Handelsbilanzdefizit wächst. Während China nach Belieben Staatsanleihen aus Tokio kauft oder verkauft und so zu einem wichtigen Gläubiger geworden ist, war der umgekehrte Weg bisher versperrt. Eine jetzt in Peking geschlossene Vereinbarung soll das ändern. Das ist für Japan wichtiger als für China, denn die Japaner suchen für die
- zweithöchsten Devisenreserven der Welt andere Anlagemöglichkeiten als den Dollar und den kränkelnden Euro. In den Renminbi (Yuan) zu investieren, der viel Aufwertungspotential hat, dürfte der überschuldeten Regierung und ihrer überbewerteten Währung guttun. Auch von anderen Aspekten des Währungspakts könnte Japan profitieren, etwa von der Möglichkeit,
- grenzüberschreitende Geschäfte in Yen oder Yuan abzuwickeln statt in Dollar. Das senkt die Transaktionskosten und das Wechselkursrisiko und hilft Japans Exportindustrie, die unter dem historisch hohen Yen-Wert ächzt. Für China ist das Abkommen ein großer Imagegewinn auf dem Weg zur
- Internationalisierung seiner Währung. Seit der Finanzkrise polemisieren Regierung und Zentralbank gegen die, wie sie meinen, verhängnisvolle Dominanz des Dollar. Sie arbeiten auf ein
- multipolares Weltfinanzsystem hin, in dem die eigene Valuta einen wichtigen Platz einnehmen soll, vor allem
- in der asiatisch-pazifischen Wachstumsregion. Hier trifft sie auf eine bestehende Leitwährung, den Yen. Noch ist dieser die wichtigste Devise für internationale Transaktionen hinter dem Dollar und dem Euro. Der Renminbi rangiert mit kaum einem Prozent unter "ferner liefen". Doch je mehr Handels- und Investitionspartnern es der
- Exportweltmeister China erlaubt, in dieser Währung abzurechnen, und je weiter er sie via Hongkong unter internationalen Investoren in Umlauf bringt, desto wichtiger wird der Renminbi werden. Für China arbeitet, auch in dieser Frage, die Zeit. Es besitzt den
- reichsten Fremdwährungsschatz der Welt, ist
- Amerikas wichtigster Gläubiger, wickelt in Hongkong und Shenzhen die meisten Börsengänge ab. Es hat Deutschland als bedeutendstes Ausfuhrland abgelöst und mutiert zugleich in immer mehr Branchen v
- on der Werkbank der Welt zum wichtigsten Markt, etwa im Auto- und Maschinenbau oder in der Chemie…
Die Volksrepublik aber rüstet auf. Ganz wörtlich, indem sie ihre militärische Stärke erhöht, nicht zuletzt die Seestreitkräfte. Sie begründet das mit ihren nationalen Interessen, vor allem im strategisch und wirtschaftlich wichtigen Südchinesischen Meer. Unterschwellig spielt allerdings auch
- Amerikas Militärpräsenz eine Rolle: Von den Basen in Japan, Südkorea und neuerdings Australien fühlt sich Peking, wie es heißt, "eingekreist".
Solcherlei "Wettrüsten" um Einflusssphären findet heute aber nicht nur mit Waffen statt, sondern auch mit wirtschaftlicher Kraft. Während die Chinesen den Amerikanern militärisch nicht das Wasser reichen können, reifen sie ökonomisch immer mehr zu einem ebenbürtigen Gegner heran.
- Es wird für Washington schwierig werden, China in seinem natürlichen Vorhof in die Schranken zu weisen.
- Hier, in Asien, wird man als Erstes erfahren, wie sich die Weltordnung von morgen anfühlt.
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Der Kampf der Bank von Japan
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
29.12.2011, Nr. 303, S. 12
„ Seit Jahren verharrt der Leitzins in Japan bei null,
die Programme der Bank von Japan zum Ankauf von Anleihen werden
immer größer. Kaum eine Notenbank flutet die Märkte so stark mit Geld
wie die japanische. Der Erfolg bis jetzt sieht mager aus…
Erst Ende Oktober hat die Bank ihr Ankaufprogramm für Anleihen von 50 auf
mehr als 55 Billionen Yen (542 Milliarden Euro) ausgeweitet. Die Angst, die
Wirtschaft könne weiter lahmen, ist groß. Mit den zusätzlichen Mitteln will die
- Bank jetzt Staatsanleihen kaufen…
(Der Chef der Bank von Japan) Shirakawa und die Bank, die formal erst seit 1998
unabhängig ist und unter wachsendem Druck der Politik, aber auch der Medien
steht, fürchten, wenn sie noch mehr Geld in die Märkte pumpen, könne das
Vertrauen der Finanzmärkte in den Yen zerstört werden. Wenn der Eindruck
entstünde,
- Japan werfe die Notenpresse an, um das gigantische Defizit des Staates zu finanzieren, fürchtet Shirakawa Inflation, steigende Zinsen und den wirtschaftlichen Absturz Japans…
Schon im Jahr 2000 warnte Shirakawa, dass Geldpolitik Strukturreformen nicht
ersetzen könne. Japans stagnierende Wirtschaft der neunziger Jahre sei darauf
zurückzuführen, dass Unternehmen, Politik und Bevölkerung immer weniger
bereit seien, Veränderungen zu akzeptieren.
-
Die Notenbank flutete die Märkte mit Geld,
-
Unternehmen und Bürger riefen es aber nicht ab.
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Investitionen in Innovation gab es nicht im nötigen Maße. Der erhoffte Aufschwung blieb aus…
2002 steigerte die Bank die
-
Geldversorgung der Geschäftsbanken um 28,6 Prozent. Die
-
Geldversorgung der Unternehmen wuchs in der Folge nur um 3,2 Prozent.
-
Heute sieht es nicht anders aus. Kredite braucht in dieser Situation nur der Staat; gekauft werden die neuen Staatsanleihen von dem günstig entliehenen Geld durch die Geschäftsbanken. Die mutieren so zu gigantischen Anlagefonds.
Für 21,6 Billionen Yen kauft die Notenbank Jahr für Jahr japanische Staats-
anleihen auf. Ihr Bestand an Staatsbonds machte im Oktober 17,3 Prozent der
jährlichen Wirtschaftsleistung aus, in Amerika sind es 11,1 Prozent. Für mehr als
-
60 Billionen Yen hat die Bank Staatsanleihen in ihrer Bilanz. Sie ist damit die aktivste Notenbank überhaupt. Und sie stößt bald an ihre selbst gezogene Grenze, wonach sie nicht mehr Staatsanleihen halten darf als an Banknoten im Verkehr sind. Das sind derzeit
-
81 Billionen Yen.“Alle Rechte vorbehalten © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main , Vervielfältigungs- und Nutzungsrechte für F.A.Z.-Inhalte erwerben Sie auf www.faz-rechte.de
Von Jens Beckert und Wolfgang Streeck
Welche Möglichkeiten hat die Politik noch, des Finanzsystems Herr zu werden?
Die Finanzkrise ist mittlerweile in ihrer dritten Phase.
- In der ersten gerieten Banken wegen hoher Abschreibungen auf verbriefte Hypothekenanleihen in Schieflage und wurden, bis auf Lehman Brothers, durch Vergemeinschaftung ihrer Verluste gerettet.
- In der zweiten Phase wurden europäische Peripherieländer in einen Abwärtssog gezogen, weil das Niveau ihrer Verschuldung nicht mehr erwarten ließ, dass sie ihre Kredite würden zurückzahlen können. Eine Stabilisierung wurde durch Rettungspakete versucht, die von den jeweiligen Rentnern und anderen staatsabhängigen Gruppen sowie von den ökonomisch stärkeren Euroländern im Norden finanziert wurden und werden.
- In der dritten Phase haben sich nun die Zweifel an der staatlichen Solvenz auch auf Kernländer der Weltwirtschaft ausgeweitet, besonders die Vereinigten Staaten, aber auch Italien, zuletzt Frankreich. Damit geraten auch diese Länder in den Strudel… Mittlerweile sind die Vertrauensreserven aufgebraucht. Besonders dramatisch ist der Zweifel an der Sicherheit amerikanischer Staatsanleihen, nicht nur, weil die Grösse des amerikanischen Staatsschuldenmarkts diesen unentbehrlich macht, sondern auch wegen der durch sie ausgelösten Unsicherheit an den Finanzmärkten insgesamt….
- Vier Jahre nach Beginn der Krise scheint kein Instrument zu ihrer Eindämmung gefunden… Eine Neuregulierung der Finanzmärkte ist weitgehend ausgeblieben, das Bankensystem ist nach wie vor anfällig, die konjunkturelle Entwicklung erlahmt. Dies wirft die Frage nach der nächsten Stufe der Finanzkrise auf…
Für die Bewältigung der Verschuldungskrise stehen im Prinzip vier Lösungen zur Verfügung.
- (1) Durch Verringerung der Staatsausgaben und Wirtschaftswachstum wird der Schuldenstand verringert und damit das Vertrauen der Anleger in die Bonität der staatlichen Schuldner langfristig wiederhergestellt.
- (2) Durch Steuererhebungen wird die Einnahmesituation der Staatshaushalte verbessert und werden die Schulden reduziert.
- (3) Die staatlichen Schuldner stellen den Schuldendienst ein und verhandeln mit den Gläubigern über einen Zahlungserlass.
- (4) Die Staaten geben das Ziel der Geldwertstabilität auf und betreiben eine Inflationspolitik, durch die ihre Schulden entwertet werden.
Es lässt sich nun zeigen, dass alle vier Strategien Konsequenzen haben würden, die nicht auf das Finanz- und Wirtschaftssystem zu begrenzen sind und sehr wahrscheinlich in der nächsten Stufe zu sozialer und politischer Destabilisierung führen werden. Lösung eins, die
- Ankurbelung des Wirtschaftswachstums durch Senkung der Staatsausgaben, ist die derzeit präferierte Strategie… Durch Sparpolitik, wie sie Ländern wie Irland, Griechenland und Portugal verordnet wurde,
- fallen wichtige Nachfrageimpulse aus… Da durch das Schrumpfen der Wirtschaft Steuereinnahmen ausbleiben, bleibt auch der Abbau der Staatsverschuldung aus. Bleibt die Hoffnung,
- durch Strukturreformen die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Länder mittelfristig zu verbessern… Ohne eine Oberschicht, die bereit ist, zu Hause unternehmerische Risiken einzugehen, statt ihr Geld im Ausland zu investieren, kann ein Land sich nicht entwickeln…
- Grossbritannien sowie die Vereinigten Staaten leiden an den Folgen ihrer langfristigen De-Industrialisierung und ihrer politisch gewollten Konzentration auf jene Dienstleistungen, an denen der Kapitalismus 2008 beinahe zusammengebrochen wäre. In beiden Ländern würde eine Wiederherstellung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit
- umfangreiche langfristige öffentliche Investitionen in Ausbildung und Infrastruktur erfordern, für die aber kein Geld vorhanden ist. In allen betroffenen Ländern geht es um
- tiefe Einschnitte in den Sozialstaat, um Kürzungen bei Bildungs- und Gesundheitsausgaben sowie bei öffentlichen Investitionen. Diese Politik trifft in den Vereinigten Staaten auf seit langem stagnierende Reallöhne und eine Situation, in der der Lebensstandard durch private Verschuldung und eine ständige Aufstockung der von den Familien erbrachten Arbeitsstunden verteidigt werden musste.
- In Griechenland, Spanien und jetzt auch in England lassen sich die sozialen Konflikte erahnen, die aus der Sparpolitik erwachsen werden. In den Ländern, die Rettungsmassnahmen in Anspruch genommen haben, kommt es ausserdem zu einer
- sehr weitgehenden Beschneidung ihrer staatlichen Souveränität. Zentrale demokratische Institutionen der Wirtschafts- und Fiskalpolitik werden auf lange Zeit neutralisiert. Als Folge ist nicht auszuschliessen, dass immer grössere Teile der Bevölkerung sich von den verfassungs-mässigen Wegen politischer und wirtschaftlicher Interessenartikulation abwenden. Die zweite Lösung bestünde in eine
- Erhöhung der Steuereinnahmen. In der Tat wäre dies vielleicht der einzig noch gangbare Weg – wäre er nicht politisch verbaut. Die Auseinandersetzung um die amerikanische Schuldengrenze hat deutlich gemacht, dass sich das Mantra «no new taxes» so verfestigt hat, dass Steuererhöhungen politisch unmöglich geworden sind, auch wenn das amerikanische Steuerniveau immer noch relativ niedrig ist.
Dabei scheint es reichen Vermögensbesitzern wie den Brüdern Koch zu gelingen, populistische Bewegungen - (Tea Party Movement) zu organisieren, die insbesondere die Republikaner daran hindern, sich auf höhere Steuern oder auch nur die Rücknahme von ursprünglich zeitlich befristeten Steuersenkungen einzulassen. In der Tat müssten Steuererhöhungen, wenn es einigermassen gerecht zugehen sollte, wesentlich von obersten Einkommens- und Vermögensgruppen bezahlt werden. Diese Gruppe hat von den Steuersenkungen der letzten Jahrzehnte und nicht zuletzt von den Zinseinnahmen aus Investitionen in staatliche Rentenpapiere am meisten profitiert und sämtliche Einkommenszuwächse auf sich konzentriert. Aber auch eine
- Erhöhung der Verbrauchssteuern erscheint des sinkenden Lebensstandards der grossen Masse der Amerikaner halber unvorstellbar. Generell gilt, dass
- Steuererhöhungen zur Abzahlung von Schulden nie populär sein können, weil sie dazu dienen, bereits konsumierte Güter und Dienstleistungen zu bezahlen. Nicht zuletzt lassen sich angebotstheoretische Befürchtungen vorschieben, denen zufolge Steuererhöhungen insbesondere bei höheren Einkommen das Wirtschaftswachstum schädigen. Auch müsste mit Vermeidungsstrategien der Betroffenen gerechnet werden, insbesondere bei der Besteuerung von Vermögen. Die dritte Lösung,
- Einstellung der Rückzahlung und teilweiser Schuldenerlass, wurde zuletzt von Argentinien verfolgt und führte dort zu einer vorübergehenden Entschuldung… Dies gilt nicht für die grossen europäischen Volkswirtschaften oder die amerikanische. Eine Zahlungsunfähigkeit dieser Länder würde nicht nur ihr Bankensystem, sondern auch das anderer Länder ruinieren… Auch wenn jedoch ein völliger Zusammenbruch der Weltwirtschaft infolge einer neuen Bankenkrise verhindert werden könnte, müsste mit einer
- sozialen Krise ungekannten Ausmasses gerechnet werden. Grosse Teile der Staatsschulden werden nämlich von Pensionsfonds oder Versicherungen gehalten, die aus diesem Kapital Rentenzahlungen leisten und Lebensversicherungen auszahlen. Die Umorientierung hin zur kapitalbasierten Rente während der letzten Jahrzehnte hat eine wachsende Zahl von Rentenbeziehern in Abhängigkeit vom Kapitalmarkt gebracht. Nicht zuletzt hätte der Bankrott auch nur eines Staates zur sicheren Folge, dass die Refinanzierungskosten für die allermeisten Staaten steigen würden… Viertens wäre denkbar,
- durch gewollte Inflation den realen Wert der Schulden zu senken. Zu diesem Zweck kann die Regierung Kredite bei der Zentralbank aufnehmen und so die Geldmenge über das Wachstum hinaus erhöhen. Auch diese Option ist jedoch mit abenteuerlichen sozialen Kosten verbunden. Eine
- Entwertung von Vermögen schmälert heute die Altersversorgung weiter Kreise der Bevölkerung. Hinzu kommt, dass durch Inflation die
- Realeinkommen all derer sinken, die ein fixes Einkommen als Beschäftigte oder als Empfänger von Transfereinkommen beziehen. Damit wäre fast die gesamte Bevölkerung betroffen. Zu rechnen ist mit sozialen Protesten und mit Forderungen nach einer Indexierung von Löhnen und Sozialleistungen. Die Folge wäre eine möglicherweise «galoppierende» Steigerung der Inflationsrate. Im übrigen führt jede Geldentwertung zu
- höheren Refinanzierungskosten der Staatsschulden an den Märkten.
Das bisherige Krisenmanagement war bemüht, Krisen durch Verlagerung der Probleme auf eine höhere Ebene mit grösserem Vertrauensreservoir «aufzuheben». Die Banken wurden von den Staaten gerettet; die kleinen Staaten von den grossen. Diese Strategie kommt jetzt an ihr Ende. Der Vertrauensverlust ist mittlerweile überall angekommen. - In der nächsten Stufe wird die Krise auf das soziale System übergreifen. Anzeichen finden sich bereits in steigender Arbeitslosigkeit, Auswanderung und Gewaltausbrüchen in besonders betroffenen Ländern.
- Egal, ob durch Sparpolitik, Schuldenschnitt oder Inflation, die bevorstehende massive Reduzierung von Vermögen und Einkommen wird Konflikte hervorrufen. Diese haben das Potential, auch das politische System zu erreichen, zunächst etwa durch stärkeren Zulauf zu populistischen Bewegungen wie dem Front National oder der Tea Party.
Es zeigt sich, dass die Lösung der Schuldenkrise wesentlich eine Verteilungsfrage ist.
Wer zahlt für Ausgaben, die längst getätigt wurden, ohne je abgegolten worden zu sein, in einer Situation, in der die Gläubiger das Vertrauen verloren haben und ihr Geld zurückverlangen? Was da aussteht, ist die Wirtschaftsleistung eines ganzen Jahres, in einigen Ländern sogar weit mehr. Nachdem die
- Zuwächse des Sozialprodukts während der vergangenen dreizig Jahre vornehmlich den oberen Bevölkerungsschichten zugute kamen, stellt sich in der Schuldenkrise
- die Frage, ob und mit welchen Mitteln die Wohlhabenden versuchen werden, ihre Position auch um den Preis einer massiven sozialen und politischen Krise zu verteidigen. Wir können nicht ausschliessen, dass sie die Schrift an der Wand auch weiterhin nicht verstehen wollen.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20.8.2011, © Alle Rechte vorbehalten Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.
Reiche: Besteuert uns! | ZEIT ONLINE
29.8.2011
Von © Martin Gerten/dpa
„Linke Aktivisten und einzelne vermögende Gutmenschen waren bislang die Einzigen, die Millionäre und Milliardäre stärker zur Kasse bitten wollten. Doch plötzlich machen die Reichen Front – nicht nur in Deutschland: 16 französische Topmanager verlangten vergangene Woche in einem Appell mehr Solidarität von den oberen Zehntausend... Ihre Forderung: eine einmalige Abgabe zur Gesundung von Frankreichs Finanzen. Die Politik reagierte prompt und einigte sich auf eine dreiprozentige Reichensteuer für Vermögen ab 500 000 Euro – allerdings befristet. Auch in Amerika drängen Reiche die Politik zum Handeln. "Meine Freunde und ich sind lange genug von einem Milliardär-freundlichen Kongress verhätschelt worden", schrieb Investorenlegende Warren Buffett jüngst in der New York Times. Während die Amerikaner der Mittelklasse immer schlechter mit ihrem Geld zurechtkämen, würden sich die Superreichen nach wie vor außerordentlicher Steuererleichterungen erfreuen, mäkelte der 80-Jährige. Sein Vermögen schätzt Forbes auf insgesamt 50 Milliarden Dollar – damit ist Buffett der drittreichste Mensch der Welt.
- Er hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr nur knapp sieben Millionen Dollar Steuern gezahlt, 17,4 Prozent seines Einkommens.
- Von seinen Angestellten fordere der Fiskus einen Steuersatz von im Schnitt 36 Prozent…
Der Staat könnte auf das Angebot der Vermögenden zurückgreifen. Geld genug wäre da:
- Etwa 90 000 Menschen hierzulande besitzen ein Vermögen von mehr als fünf Millionen Euro. Zudem nimmt die Ungleichheit zu:
- Während die Armen ärmer werden, wächst der Besitz der Reichen ungebremst. Auch, weil Deutschland schüchtern ist bei der Besteuerung von Vermögen:
- Alle Steuern auf Besitz – also Erbschaft-, Grund- und Schenkungsteuer – bringen nur etwa 0,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ein…
Seit Jahrzehnten üben sich Bundesregierungen in Zurückhaltung. Kanzler
- Helmut Kohl schaffte die Vermögensteuer ab,
- Gerhard Schröder drückte den Spitzensteuersatz von 53 auf 42 Prozent,
- Angela Merkel führte die Abgeltungsteuer ein, bei der Kapitaleinkommen nur noch pauschal mit 25 Prozent belastet werden.
Die Steueränderungen seit 1998 bescheren dem Staat allein im Jahr 2011 Einnahmeausfälle in Höhe von 51 Milliarden Euro, sagt Gustav Horn, Leiter des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts für Konjunkturforschung. Mit anderen Worten: Hätten Bund und Länder dieses Geld, müssten sie in diesem Jahr überhaupt keine neuen Kredite mehr aufnehmen. An Ideen für eine höhere Belastung Reicher mangelt es nicht. Etwa von Peter Krämer, 60. Er ist Reeder in Hamburg und dirigiert eine Flotte von Gas-, Öl- und Chemietankern.
"Erbschaft-, Schenkung-, Grund- und Vermögensteuer müssen steigen, wenigstens auf europäischen Durchschnitt", schlägt er vor. "Dann würden 20 Milliarden Euro mehr in die öffentlichen Kassen fließen – damit könnte man viel Gutes tun."
- Lasst die Reichen ruhig mehr zahlen
- "Die Reichen kommen zu leicht davon"
- Eine Frage der Gerechtigkeit
Fast jeder sechste Amerikaner lebt in Armut ...
Welt ONLINE
14.09.2011
„In den USA hat die Armut im vergangenen Jahr deutlich zugenommen.
- 15,1 Prozent der Bevölkerung oder
- 46,2 Millionen Menschen mussten 2010 mit Einkommen unterhalb der Armutsgrenze auskommen, berichtete die Behörde „Census Bureau“.
- Das sei der höchste Stand seit 1993. 2009 seien 14,3 Prozent offiziell arm gewesen.
Als arm gilt eine vierköpfige Familie, die weniger als 22.314 Dollar im Jahr verdient, und eine Einzelperson mit einem Einkommen von unter 11.139 Dollar.
Kinder und Minderheiten seien besonders hart betroffen.
- 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren hätten 2010 in Armut gelebt (2009: 20,7 Prozent).
- Von den schwarzen Kindern und Jugendlichen galten 39 Prozent als arm, bei den Latinos seien es 35 Prozent. Insgesamt sind den Statistikern zufolge im vergangenen Jahr 27,4 Prozent aller Afro-Amerikaner (2009: 25,8 Prozent) und 26,6 Prozent der Latinos (2009: 25,3 Prozent) arm gewesen.
- Von den weißen US-Amerikanern lebten 9,9 Prozent unterhalb der Armutsgrenze (2009: 9,4 Prozent).
Der typische Haushalt verdient weniger als 1997
Der Mittelwert des US-Haushaltseinkommens betrug laut „Census Bureau“ im vergangenen Jahr 49.445 Dollar, das seien 2,3 Prozent weniger als im Jahr davor. Wird Inflation eingerechnet, habe der „typische Haushalt“ im Jahr 2010 weniger verdient als 1997, berichtete die „Washington Post“.
- Besonders stark ausgeprägt ist Armut im Süden der USA. Mississippi (22,7 Prozent) und Louisiana (21,6 Prozent) hatten laut „Census Bureau“ 2010 die höchsten Armutsraten. Relativ wenig Armut gebe es im Nordosten und im Mittleren Westen. Die Raten seien am niedrigsten in New Hampshire (6,6 Prozent) und in Connecticut (8,3 Prozent).
- Rund 50 Millionen US-Amerikaner hatten nach Angaben der Statistikbehörde 2010 keine Krankenversicherung.
Die USA leiden bis heute unter den Nachwirkungen der vor vier Jahren durch die Finanz- und Immobilienkrise ausgelösten Rezession.
Der Wirtschafts-abschwung war der schlimmste seit der Großen Depression in den 30er-Jahren.“ EPD/AFP/smb
Financial Times Deutschland
Von Stephan Schulmeister
„Die gängige Erklärung der Euro-Krise geht so:
Jahrelang haben Länder in Südeuropa über ihre Verhältnisse gelebt, dazu kamen dann noch aufgeblähte irische Banken, die Staatsschuld wuchs, und die Kreditwürdigkeit der Länder schwand dahin. Dies bestraften "die Märkte" mit Risikoprämien. Die hohen Zinsen erzwangen den EU-Rettungsschirm, und wer daruntermusste, für den gilt: Sparen bis zum Umfallen.
Ein paar Fragen bleiben freilich offen.
- Warum haben die Märkte das Länderrisiko der Sünder- beziehungsweise Südländer erst ab November 2009 entdeckt?
- Warum verlief der "Entdeckungsprozess" schubartig, jeweils konzentriert auf ein Land?
- Warum würdigen die Märkte nicht die drastischen Sparanstrengungen Griechenlands?
- Was soll ein dem griechischen Staat "vom Markt" verordnetes Zinsniveau
- von 17 Prozent? Produzieren solche Zinsen nicht genau das, wogegen sie absichern sollen, nämlich den Bankrott?
- Warum ist das Rating der USA viel besser als der Durchschnitt der Euro-Länder, obwohl die US-Verschuldung viel höher ist?
… Die Zinsschübe kommen im Wesentlichen durch eine Art Doppelpassspiel zwischen Ratingagenturen, Finanzalchemiebanken (FAB) und sonstigen Tradern zustande. Die FAB (Goldman Sachs, Deutsche Bank et cetera) dominieren den Markt für "Credit-Default Swaps" (CDS), mit denen man auf die Verschlechterung der Bonität eines Unternehmens oder Staates spekulieren kann. Nur 16 Banken bilden den "Derivatives Dealers' Club".
Einige Standardspielzüge:
Die Ratingagentur Moody's stuft die Bonität Griechenlands herab, das FAB-Team übernimmt und erhöht die CDS-Prämien (nicht ohne vorher günstig CDS gekauft zu haben), damit rollt der Ball weiter zu den Anleihehändlern. Die Zinsen steigen, weil ja das Risiko griechischer Staatspapiere gestiegen ist. Nun folgt ein eleganter Rückpass zur Agentur S&P. Sie stuft Griechenland wegen der hohen Zinsen weiter zurück. Nun übernimmt wieder das FAB-Team - und so weiter.
- Am besten läuft das Spiel, wenn man sich immer nur auf einen Gegner konzentriert, daher werden Griechenland, Irland, Portugal und derzeit Spanien hintereinander behandelt. Italien und Belgien sind noch auf der Warteliste.
- Die USA bleiben aus dem Spiel, einerseits weil die drei Ratingagenturen US-Unternehmen sind, andererseits weil die US-Politik auf Spekulation gegen das eigene Land sehr empfindlich reagiert. Sie hat aber nichts einzuwenden, wenn sie sich gegen andere Staaten richtet: Die Position des Dollar als globale Leitwährung schwächelt, weil die USA seit 30 Jahren ihr Leistungsbilanzdefizit durch "Dollar-Exporte" finanzieren.
- China fordert sogar eine Aufgabe des Dollar-Standards.
- Sollte überdies das Regime der Saudis wanken, so wäre auch die Rolle des Dollar als Ölwährung gefährdet.
- Fazit: Die USA haben ein massives Interesse an einer Schwächung des Euro als Reservewährung…
Fazit: Zum dritten Mal seit 1991 und 2001 ging 2008 eine Krise von den USA aus, nachhaltig geschwächt wird aber jedes Mal die EU. Ein guter Anlass für unsere Eliten, sich von der Marktreligiosität zu verabschieden und nachzu -vollziehen, was da gespielt wird, von wem und zu wessen Vorteil."
Dramatischer Appell: Geithner warnt Kongress vor ...
7. Jan. 2011
von Rolf Benders, Nils Rüdel
US-Finanzminister Timothy Geithner hat das seit Jahresbeginn von der Opposition dominierte US-Repräsentantenhaus mit drastischen Worten vor einer Zahlungsunfähigkeit der USA gewarnt, um die Abgeordneten zum Absegnen weiterer Schulden zu bewegen…
„Nie in unserer Geschichte hat der Kongress der Anhebung des Schuldenlimits die Zustimmung versagt, wenn es nötig war, dies zu tun“, schrieb der Finanzminister. Wenn dies nicht geschehe, könnte dies die Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung bedeuten und „könnte zum Verlust von Millionen Arbeitsplätzen führen“.
Derzeit liegt die Schuldenobergrenze bei 14,3 Billionen Dollar. Die Verschuldung lag Stand Montag bei 13,95 Billionen Dollar, so dass der Regierung noch ein Spielraum von 355 Milliarden Dollar bleibt…
Geithner Appell ist zunächst vor allem ein politischer Schachzug. Mit dem Jahreswechsel haben die oppositionellen Republikaner die Macht im Repräsentantenhaus übernommen. Auch im Senat, der anderen Parlamentskammer haben die Republikaner an Macht hinzugewonnen.
Im alten Jahr hatte US-Präsident Barack Obama diese Machtverschiebung bereits zu spüren bekommen. Um einige ihm wichtige Projekte noch durchsetzen zu können, stimmte er der von den Republikanern geforderten Verlängerung von Einkommenssteuersenkungen, die am 31. Dezember ausgelaufen wären, zu.
Insgesamt bedeutet dieser Kompromiß Mindereinnahmen von mehr als 800 Milliarden Dollar.
Die Republikaner fordern weitere Steuersenkungen vor allem für Unternehmen, gleichzeitig aber eine Rückführung des Haushaltsdefizits…
Privatisierungen angekündigt: Griechenland will sein Tafelsilber ...
faz.net
15. Mai 2011 ...
Griechenland will/soll sein Tafelsilber verkaufen
Griechenland gibt dem internationalen Druck nach und stellt für weitere Hilfen Staatsbeteiligungen zum Verkauf. Das Land werde beweisen, seinen finanziellen Pflichten nachzukommen, sagt Ministerpräsident Papandreou.
Historische Monumente wie die Akropolis sollen nicht als Pfand dienen, stattdessen will sich der Staat offenbar aus den Strom- und Wasserversorgern zurückziehen…
- Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker machte klar, dass dies die Voraussetzung für die nächste Tranche der internationalen Hilfen ist. Griechenland werde bei den Privatisierungen auf jeden Fall zulegen müssen, bevor die geplanten zwölf Milliarden fließen könnten, sagte er.
Nach den Worten Papandreous bereitet die Regierung derzeit einen umfang-reichen Plan vor, staatliche Beteiligungen abzustoßen und mit den Erlösen die tiefen Haushaltslöcher aufzufüllen…
Spekulationen über die Verpfändung von Mittelmeerinseln oder historischen Monumenten wie der Akropolis in Athen wies der Regierungschef brüsk zurück: „Ich will eine Sache hinzufügen, in der wir sehr empfindlich sind“, betonte er in dem Interview. „Uns vorzuschlagen, eine Insel oder ein Monument als Pfand zu hinterlegen, ist geradezu eine Beleidigung. Das Volk erwartet, dass unser Wort und unsere Taten genug Garantien geben.“
- … In griechischen Medien hieß es, nur unter der Bedingung neuer harter Einsparungen seien EU, IWF und die Europäische Zentralbank (EZB) bereit, im Juni die nächste Tranche für Griechenland in Höhe von 12 Milliarden Euro auszuzahlen. Falls dieses Geld nicht komme, werde Athen im Juni die Löhne und Gehälter sowie die Renten der Griechen nicht zahlen können…
- Griechischen Zeitungen zufolge soll der Staat seine gesamten Anteile auch an bislang als strategisch wichtig eingestuften Unternehmen wie Strom- und Wasserversorgern abstoßen.
- Darauf drängten die Vertreter von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds, die seit vergangener Woche die Voraussetzungen für die Auszahlung der nächsten Milliarden-Tranche prüfen.
- Papandreou hat im März den europäischen Partnern versprochen, bis 2015 über Verkäufe von Anteilen, Immobilien und Grundstücken 50 Milliarden Euro hereinzuholen…
Auch nach einjähriger Unterstützung durch den Rettungsschirm von EU und IWF sieht Griechenland bei der Bewältigung seiner Schuldenkrise kein Land. Die Wirtschaft ist angeschlagen, Steuern bleiben aus und viele Griechen fühlen sich durch das harte Sparprogramm der öffentlichen Hand in die Knie gezwungen… Medienberichten zufolge braucht die Regierung in Athen über das seit vergangenem Jahr laufende Programm über 110 Milliarden Euro hinaus noch einmal bis zu 65 Milliarden Euro.
Text: Reuters, dpa
Globale Ungleichgewichte: Brennende Fragen der Globalisierung ...
4. Nov. 2008 Bedrohen „Globale Ungleichgewichte...Brennende Fragen der Globalisierung ...
Inhalt: "Globalisierung zähmen und die Früchte ernten ...
"Globalisierung zähmen und die Früchte ernten" Zerfällt der US-Dollar als globale Reservewährung?
franznolte's Profile Globalisierung zähmen und die Früchte ernten.
12. Nov. 2008 ... noltefranz.typepad.
Bretton-Woods II - Globalisierung zähmen ...
Globalisierung zähmen kann die Weltwirtschaft stabilisieren und schützen. China fordert Ende des Dollars als Leitwährung ...
Währungs- und Handelskriege bedrohen die Weltwirtschaft ...
28. Sept. 2010 Daher liebe ich die Globalisierung, als den Prozeß, der Armen zu Wohlstand verhilft.
Chinas grenzenloses Streben nach Macht.
Der Hunger in der Welt kann besiegt werden.
15. Okt. 2010 ... Ein wunderbarer Artikel eines mir unbekannten Autors „Ich habe mich entschieden: Ich hasse ...
global plan for recovery and reform 2009
1.Okt. 2010 global plan for recovery and reform 2009“ "Bretton-Woods II" nimmt konkrete Gestalt an. Die Politiker jetzt beim Wort nehmen.
China in strategischer Rivalität mit den USA ?
20. Okt. 2008 Die wirtschaftliche und politische Dynamik dieser mit Macht aufstrebenden Länder... Globalisierung zähmen wird immer dringender und scheint zunehmend machbarer.
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4. Sept. 2010 Auf dem Weg zum Global Marshall-Plan Von Konjunkturpaketen und Visionen
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22. Dez. 2010 Cyberkriegern gelingt bei BING Angriff auf Globalisierung zähmen
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13. Nov. 2008 Unterwegs zur ökosozialen Marktwirtschaft? Bei der Besteuerung sollte unterschieden werden in dem zu errichtenden Gebäude einer globalen ...
Was sind schon 1000 000 000 000 Dollar ?
4. Sept. 2010 ... The Hubble Ultra Deep Field in 3D Kein Sternenhimmel in einer sternenklaren Nacht. Das ist ein Galaxien-Haufen.
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4. März 2009 ... Der Globalisierung entfliehen...jeder allein in Gedanken auf unserem Heimatplaneten Erde wenig unterhalb des Zentrums der Milchstrasse ...
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Vorwürfe der Weltbank an die US-Geldpolitik
USA überfluten Asien laut Weltbank mit Geld
19. Okt. 2010
Die Weltbank hat die USA für übermässige Kapitalflüsse nach Asien verantwortlich gemacht. Schwellenländer in Ostasien kämpften mit den riesigen Mengen an Liquidität, die wegen der lockeren Geldpolitik in den USA in ihre Region flute.
Das sagte Vikram Nehru, der Chef-Volkswirtschafter der Weltbank für die Region Asien-Pazifik, am Dienstag in Tokio. «Wenn dieser Überfluss an Liquidität anhält und noch zunimmt, dann müssen diese Volkswirtschaften mehr dagegen unternehmen.»… China und andere Schwellenländer wie Brasilien werfen den USA in jüngster Zeit immer lautstarker vor, durch die lockere Geldpolitik den Dollar zu schwächen und damit Investitionen in Währungsräumen mit höheren Zinsen attraktiver zu machen. Das im Übermass zur Verfügung stehende Kapital untergräbt aber die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Volkswirtschaften und schürt Inflation und Vermögensblasen… Die USA geraten auch im Kreis der G20 aus den wichtigsten Industrie- und Schwellenländer wegen des Dollar-Kurses zunehmend unter Druck… Nehru ermahnte Asien in seinem Halbjahresbericht, aus den Fehlern der asiatischen Finanzkrise am Ende der 1990er Jahre zu lernen. Damals trieb ein übermässiger Zufluss an ausländischem Geld die Vermögens- und Unternehmenspreise an. Als die Geldflut abebbte, rutschte die gesamte Region in eine Wirtschaftskrise.
Brasilien bekämpft Devisenspekulanten
Von Barbara Schäder 7. Jan. 2011
„… Der brasilianische Finanzminister Guido Mantega hatte im September 2010 von einem Währungskrieg gesprochen. Seine Kritik richtete sich vor allem gegen die Niedrigzinspolitik der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, die den Dollar-Kurs drückt. Die Debatte hat an Schärfe gewonnen, seit klar ist, dass die Fed bis Mitte 2011 bis zu 900 Mrd. Dollar in US-Staatsanleihen investiert, um die Kapitalmarktzinsen zu drücken und damit die Konjunktur zu stützen. China und Brasilien fürchten indes, dass US-Anleger auf der Suche nach höheren Renditen ihr Geld in ihre rasant wachsenden Märkte investieren und damit eine Überhitzung herbeiführen könnten…
Auch andere Schwellenländer wie Taiwan und Thailand haben Kapitalverkehrskontrollen eingeführt, um zu verhindern, dass ihre Märkte mit Geld aus dem Ausland überschwemmt werden. Indonesien, Südkorea und die Türkei haben neue Regeln für den Devisenhandel angekündigt. Chile und Peru setzen auf Dollar-Käufe.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist besorgt über den heftigen Kapitalzufluss in Schwellenländer.
Das IWF-Direktorium will daher Leitlinien für den Umgang mit Geldströmen entwickeln. Der schnelle Zu- oder Abfluss von Kapital habe „in der jüngsten Krise eine Schlüsselrolle gespielt, weil er Schocks über die Grenzen getragen hat“, teilte der IWF mit. Nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise waren die grenzüberschreitenden Investitionen in Unternehmen, Immobilien, Aktien und andere Vermögenswerte kräftig eingebrochen. Nachdem die Nettokapitalzuflüsse in die Schwellenländer 2007 ein Rekordvolumen von fast 700 Mrd. Dollar erreicht hatten, gingen sie laut IWF 2008 auf weniger als 200 Mrd. Dollar zurück. 2010 stiegen sie nach einer vorläufigen Schätzung wieder auf 340 Mrd. Euro an…
Während der IWF in der Vergangenheit Kapitalverkehrskontrollen kritisch bewertete, zeichnet sich jetzt ein Umdenken ab.
Künftig sollte in Freihandelsabkommen ausdrücklich die Option aufgenommen werden, Kapitalverkehrskontrollen vorübergehend wieder einzuführen, soweit dies zur Stabilisierung der Finanzmärkte nötig sei, heißt es in dem Diskussionspapier. Der IWF solle seinen Mitgliedsstaaten konkrete und verbindliche Vorschläge zur Einführung oder Abschaffung solcher Kontrollen machen.“ Privatem Kapital drohen Verluste…
lockt Gewinn
drohen Verluste... kopflos
Internationaler Bankenverband befürchtet einen Kollaps des Dollar
Der internationale Bankenverband Institute of International Finance (IIF) warnt vor einem Absturz des Dollar-Kurses, falls die amerikanische Zentralbank Federal Reserve ihre Geldpolitik weiter lockert… Die IIF-Ökonomen warnen, das würde dann wahrscheinlich zu Turbulenzen an anderen amerikanischen Finanzmärkten führen und zu einer schnellen Aufwertung in den Schwellenländern, deren Wachstum litte…
Der Internationale Bankenverband ist besorgt, dass die expansive Niedrigzinspolitik in den Vereinigten Staaten, in Japan, im Euro-Raum und im Vereinigten Königreich den Kapitalzustrom in die Schwellenländer antreiben und internationale Spannungen vergrößern werde.
Wenige Tage vor Beginn der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Washington ruft der Bankenverband zu einer
Internationalen Koordinierung der Wirtschaftspolitik auf…
„Die Teilnehmer an den Märkten müssen überzeugt werden, dass die Führer der großen Wirtschaften ihre individuelle und kollektive Verantwortung erkennen, auf ein balanciertes und nachhaltiges Weltwirtschaftswachstum hinzuarbeiten“…
Die globalen Ungleichgewichte weiteten sich aus, die Handelsüberschüsse Deutschlands, Japans und Chinas wüchsen. Der Verband warnt vor steigendem protektionistischem Druck, weil die Länder sich um die Exportmärkte als Wachstumsmotor rauften…
Nach Prognose des IIF wird der private Kapitalstrom in die Schwellenländer in diesem Jahr kräftig von 581 Milliarden auf 825 Milliarden Dollar steigen. Für das kommende Jahr erwartet das IIF einen Nettozustrom von 834 Milliarden Dollar. Der Kapitalzustrom in die osteuropäischen Länder soll sich verdoppeln und nach Lateinamerika um die Hälfte steigen.“
Ein Kampf gegen Windmühlen FAZ
Von Bettina Schulz
„Der amerikanische Finanzminister Timothy Geithner predigt seine Doktrin des "starken Dollar". Doch die Abwertung des Dollar spricht eine andere Sprache…
Die niedrige Realverzinsung - Zins abzüglich Geldentwertung - auf amerikanische Dollar-Anlagen lässt Kapitalströme in Währungsräume mit höheren Zinsen fließen, was dort zu Aufwertungsdruck führt. In den Jahren 2007 und 2008 vor der Finanzkrise schleusten Anleger nach einer Berechnung von Goldman Sachs jährlich 481 Milliarden Dollar Kapital in die Schwellenländer. Während der Finanzkrise wurde davon schlagartig mehr als ein Jahresbetrag abgezogen. Mittlerweile flutet der Kapitalzufluss mit 575 Milliarden Dollar im Jahr wieder in die Märkte der Schwellenländer. Das sind 20 Prozent mehr als vor der Finanzkrise. "Diese Kapitalflut kann in den Regionen zu einer Überreaktion der Wechselkurse führen, zu extremem Kreditwachstum, Überbewertungen an den Finanzmärkten und finanzwirtschaftlicher Instabilität", warnt Dominique Strauss-Kahn, Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF). Der brasilianische und der argentinische Finanzminister sprechen von "Währungskrieg" … In diesem Jahr sind nach einer Berechnung von Goldman Sachs vom massiven Kapitalstrom in die Schwellenländer 21 Prozent nach Lateinamerika und 78,5 Prozent nach Asien geschleust worden. In Asien machte der gewaltige Kapitalabfluss von 149 Milliarden Dollar während der Finanzkrise mehr aus als zu Zeiten der Asienkrise 1998. Dies ist mittlerweile wieder mehr als ausgeglichen worden…
Lateinamerika verlor während der Finanzkrise 61,3 Milliarden Dollar, nur um jetzt wieder einen Kapitalzustrom von 71,7 Milliarden zu verzeichnen. Osteuropa, Russland und der Nahe Osten beobachteten während der Finanzkrise, wie 175 Milliarden Dollar Kapital verschwanden. Mittlerweile wurden wieder 72,7 Milliarden Dollar investiert - davon das meiste Geld in Russland.
Nach Einschätzung der Deutschen Bank sind die meisten asiatischen Währungen nach Berechnung realer Wechselkursverhältnisse um etwa 10 Prozent unterbewertet. Solange China jedoch nur eine marginale Aufwertung seiner Währung - seit Juni nur 2,6 Prozent - zulässt, ist nicht zu erwarten, dass die Notenbanken anderer asiatischer Länder zusehen, wie sich ihre Exportwirtschaft durch eine stärkere Aufwertung ihrer Währung ins Abseits manövriert…
Seit Anfang August ist der Aufwertungsdruck unter den Schwellenländern am stärksten in Thailand, Taiwan, Südkorea, Südafrika, Brasilien und den Philippinen.
Wenn ein Land… weitere Kosten hoher Interventionen scheut und auch nicht mit restriktiver Fiskalpolitik gegen die Auswirkungen der Kapitalzufuhr ankämpfen will, bleiben Kapitalverkehrskontrollen. Sie sind - wie der Internationale Währungsfonds jüngst betonte - ein legitimes Mittel.
China hat seinen Kapitalmarkt fast vollständig mit Kapitalverkehrskontrollen abgeschottet.
Vorläufig beschränken sich die Schwellenländer auf weichere Maßnahmen:
Thailand verhängte eine Quellensteuer bei Auslandskäufen von Staatsanleihen; Indonesien verlangt eine Mindestanlagefrist;
Taiwan schränkte kurzfristige Depositenkonten von Ausländern ein;
Südkorea hat Liquiditätsanforderungen und Begrenzungen offener Speku-lationspositionen eingeführt;
Brasilien erhebt eine Transaktionssteuer auf Anleihen und Aktien.
Indien,
Malaysia und
Thailand haben die Kapitalausfuhr erleichtert.“
China setzt zur sanften Landung an
Chinas Wirtschaft atmet durch
22.10.10
Von Christiane Kühl
Das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft verlangsamt sich. Die Regier-ung in Peking will die Binnennachfrage stärken… Die leichte Abkühlung ist tatsächlich wesentlich auf die Politik der Regierung zurückzuführen.
Zum einen ließ Peking milliardenschwere Stimulusprogramme, die sie während der Wirtschaftskrise eingeleitet hatte, auslaufen.
Parallel dazu verknüpfte die Regierung Umwelt- und Konjunkturpolitik: In den letzten Monaten gab es eine Welle von Schließungen veralteter und dreckiger Fabriken im ganzen Land, dieser Schritt war aus Umweltgründen ohnehin geplant gewesen.
Außerdem drosselte Peking die Kreditvergabe, um Spekulation im Immobiliensektor und am Aktienmarkt einzudämmen…
Überraschend gesund seien Konsum und Investitionen, sagte Andy Rothman von CLSA in Schanghai. „Starke Einkommenszuwächse stützen die Ausgaben, und das macht China zur besten Konsumstory der Welt.“
Auch das ist politisch gewollt: Peking will den Anteil des Privatkonsums am Bruttoinlandsprodukt erhöhen: So wird es auch im kommenden Fünfjahresplan stehen, den das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Anfang der Woche beschloss.
Im Durchschnitt erhöhten Chinas Provinzen und Städte laut Rothman ihre Mindestlöhne in diesem Jahr um 24 Prozent.
Die Arbeiter konnten mehr einkaufen, die Einzelhandelsumsätze legten in den ersten neun Monaten um 18,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Autoverkäufe wuchsen sogar um 36 Prozent, Möbel um 38 Prozent und Haushaltselektronik um 28 Prozent…
Mehr Anreize für die Binnennachfrage statt Exportförderung fordert auch der Westen von China, um die globalen Handelsströme wieder mehr auszugleichen…
China sei wachsenden Risiken ausgesetzt durch übermäßige Liquidität auf dem Finanzmarkt, Inflationsdruck, faule Kredite und Vermögensblasen auf dem Immobilienmarkt, warnte Zentralbankchef Zhou Xiaochuan diese Woche in einer Rede.
Übrigens, das Video zum Wochenende:
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